Eine Zeitreise durch die Bienenhaltung

Bienen sind älter als der Mensch. Die ersten Honigbienen fand man in 50 Millionen Jahre altem Bernstein aus dem oberen Eozän. Vor 400.000 Jahren erschien dann der moderne Mensch auf der Erde. Er war zunächst als Sammler und Jäger unterwegs. Wie uns 14.000 Jahre alte Höhlenmalereien zeigen, sammelten die Steinzeitmenschen bereits den Honig aus wilden Bienennestern. Er spendete Energie und die Maden (Brut) enthielten wertvolles Eiweiß. Die wilden Bienenvölker wurden zerstört, um an den kostbaren Honig aus Baum- und Felsenhöhlen zu gelangen.

Um den Fortbestand der Völker zu erhalten, erlernte der Mensch das Überleben der Bienen zu sichern. Mit gutem Beispiel gingen die Ägypter bereits vor 5000 Jahren voran und begannen die Honigbienen in Tonröhren zu halten. Von da an können wir die Bienen zu den Haustieren rechnen, auch wenn sie nie gezähmt werden konnten und ihre natürlichen Eigenarten bewahrten. Noch heute leben in vielen Gegenden der Erde Honigbienen in Wäldern, Steppen und Savannen ohne die pflegende Hand des Menschen.

Als die Menschen zu Ackerbau und Viehzucht übergingen, holten sie auch die Bienen in die Nähe ihrer Behausung. Die älteste Bienenhaltung gab es wahrscheinlich im vorderen Orient. In Brauchtum und Kulthandlungen spielten Bienen und Honig eine besondere Rolle.

Karl der Große erließ etwa um 800 n.Chr. die ersten Verordnungen über die Bienenzucht und führte auf seinen Krongütern die Imkerei ein. Im Mittelalter wurde die Hausbienenzucht (Klotzbeuten und Körbe) wegen des Wachses für die Kerzen und dem Honig als einzigem Süßungsmittel durch Klöster, Kirche und Adel gefördert. Jedes Bauerngehöft besaß damals einige Bienenvölker. In Süddeutschland entstand eine eigene Zunft, die Zeidler. Sie hielten Bienen in den Wäldern in Bäumen, indem sie mit dem Zeidelbeil Hohlräume als Bienenwohnung in die Stämme schlugen. In diese Hohlräume zogen dann Bienenschwärme ein, deren Honig die Zeidler raubten.

Als die Zeidler die Bienen besser nutzen wollten, entwickelten sie die ersten Beuten, indem sie den Stammabschnitt mit den Bienen aus dem Baum heraussägten. Später wurden diese "Klotzbeuten" oft mit kunstvoll geschnitzten Gesichtern und Fratzen versehen. Diese sollten böse Geister vom Bienenstock fern - und vor allen Honigdiebe abhalten. Doch wer sich nicht mit Bienen auskannte und ungeschützt Honig stehlen wollte, bekam deren Wehrhaftigkeit schnell zu spüren.

Weil die Klotzbeuten sehr schwer waren, ging man später dazu über, Körbe aus Ruten und Stroh herzustellen. In diesen Körben wurden die Honigwaben von den Bienen fest eingebaut. Nach Möglichkeit nahmen die Imker den Bienen nur einen Teil ihrer Vorräte weg und veranlassten sie mit dem Ausschneiden von Waben zur Verjüngung ihres Wabenbaues. Oft mussten die Zeidler die Bienen allerdings auch töten, um an den Honig zu kommen. Da es dann lange dauerte, bis sich wieder ein großes Bienenvolk entwickelt hatte, versuchte man die Bienen zu retten, indem man sie in einen leeren Korb abschüttelte. Dennoch war diese Art, Honig zu ernten sehr mühsam und schwierig.

Mitte des 19. Jhdt verbesserte sich die Entwicklung sowohl für die Bienen als auch für die Imker. Waren die Bienenvölker bisher in Beuten mit Stabilbau (fest eingebauten Waben) untergebracht, so wurde im 19. Jahrhundert das Rähmchen und damit die herausnehmbare Wabe (Mobilbau) entwickelt. Die Honiggewinnung wurde perfektioniert und die Erträge gesteigert. Die Gewinnung des Honigs im großen Stil rückte immer mehr in den Vordergrund. Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Verwendung des Zuckers als Süßungsmittel zunahm, rückte der Honig als solches in den Hintergrund. Als Lebens- und Heilmittel war er aber weiterhin wichtig und auch für die Bestäubung der Pflanzen waren Bienen nach wie vor unerlässlich.

Die Bienen sind gar nicht so fleißig, wie wir glauben.
Sie können nur nicht langsamer fliegen.

Imkerei heute

Als einfachste und rationellste Bienenwohnung wurde Mitte des 19. Jhdt. aus einem mehrteiligen, erweiterungsfähigen Strohmagazin die aus Holz gefertigte Magazinbeute entwickelt. Durch die mehrteilige Magazinbeute wurde die Imkerei immer einfacher und rationeller. Dieser Beutentyp hat sich durchgesetzt und ist heute weltweit verbreitet. Mit der Erfindung der Honigschleuder konnte mehr Honig als jemals zuvor gewonnen werden. Auch die Wiederverwendung der Waben und die Erfindung der Mittelwandpresse ab Anfang des 20. Jahrhunderts erhöhten die Erträge der Honiggewinnung.

Im 19. Jahrhundert entstanden die ersten Imkerorganisationen. 1880 wurde der "Deutsche bienenwirtschaftliche Zentralverein" gegründet, aus dem 1907 der ganz Deutschland umfassende "Deutsche Imkerbund e.V." hervorging.

Im 19ten bis Mitte des 20ten Jahrhunderts wurden wieder mehr Bienenvölker gehalten. Nach dem zweiten Weltkrieg war so manche Familie auf das Zubrot durch die Imkerei angewiesen. Doch seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts nimmt die Anzahl an Bienenvölkern und Menschen, die sich mit den Bienen beschäftigen, stetig ab.

Heute sind unsere Honigbienen in Gefahr! Immer weniger Menschen widmen sich der faszinierenden Freizeitbeschäftigung Imkerei. Die notwendige flächendeckende Verteilung von Bienenvölkern ist nicht mehr allerorten gewährleistet und es gibt bereits Gegenden ohne Honigbienen.

Wilde Honigbienen sind in unserer heimischen Natur heute nicht mehr überlebensfähig. Doch warum ist das so? Warum brauchen die Honigbienen unbedingt die Hilfe des Imkers? Es gibt mehrere Gründe, warum die Honigbiene in Deutschland nicht mehr ohne die Fürsorge des Menschen existieren kann:

Zum einen hat der Mensch die Umwelt zu Ungunsten der Honigbienen verändert. In der Vergangenheit wuchsen in den Wäldern, Wiesen und Feldern Wildkräuter und die verschiedensten Gehölze, die den Bienen im Sommer ausreichend Honig zur Überwinterung lieferten. Mit diesem Mischhonig konnten die Bienen den Winter gut überstehen, da er in den Waben flüssig blieb. Heute besteht unsere Kulturlandschaft oft nur noch aus Monokulturen, und viele im Sommer blühende Pflanzen (wie Kornblume und Mohn) sind aus den Äckern verschwunden. Die Honigbienen können zwar im Frühjahr bedeutend mehr Honig sammeln als früher (z.B. in Rapsfeldern), aber im Sommer leiden sie an einigen Orten doch häufig Hunger. Imker, die in intensiv genutzten Agrarlandschaften leben, müssen ihre Bienen dann häufig zu neuen, zum Teil weit entfernten Trachtgebieten bringen.

Bliebe zudem der Frühjahrshonig als Überwinterungsfutter in den Waben der Völker, so würden sie bei vollen Waben verhungern. Der Frühjahrshonig ist bis zum Herbst fest geworden und von den Bienen im Winter nicht aus den Zellen aufzunehmen. Wegen der Kälte können die Bienen im Winter nicht ausfliegen und das zum Auflösen des kristallisierten Honigs notwendige Wasser in den Stock eintragen. Ohne ihre Energiequelle Honig erfrieren die Völker dann. So paradox es klingt, der "Honigdiebstahl" und die Einfütterung mit Zucker durch den Imker hilft den Bienen, den kalten Winter zu überstehen.

Die Honigbiene kann ohne unsere Fürsorge nicht mehr überleben!

 

Die andere Ursache ist noch kritischer für unsere heimischen Honigbienen: es ist der Bienenparasit Varroa destructor. Die Heimat dieser Milbe ist Asien. Dort lebt sie bereits seit Millionen von Jahren auf der Indischen Honigbiene Apis cerana. Diese Biene, und damit auch Varroa destructor, kommt nördlich des Himalaja, also in Russland, Europa und Afrika, nicht natürlich vor. Leider hat der Mensch die Völker unserer westlichen Honigbiene Apis melifera südlich des Himalaja verbracht und nach einiger Zeit wieder zurückgeholt. In der Zwischenzeit gelang es der Milbe, auf den neuen Wirt, die westliche Honigbiene, überzuwechseln. Seit etwa 1983 müssen unsere Bienen nun mit der Varroa-Milbe leben. Diese Milbe schmarotzt in erster Linie an der Bienenbrut, aber auch an erwachsenen Bienen. Die Bienenvölker werden dadurch erheblich geschwächt und würden ohne die Hilfe des Menschen in wenigen Jahren zu grunde gehen. Der Imker hat also dafür Sorge zu tragen, dass dieser Parasit nicht überhand nimmt, und muss je nach Befallsgrad mit biotechnischen oder auch medikamentösen Verfahren eingreifen, wobei organische Säuren bevorzugt werden sollten.

Mittlerweile ist die Varroa-Milbe auf der ganzen Welt in nahezu allen Völkern der westlichen Honigbiene zu finden. Während die Indische Honigbiene im Laufe ihrer Entwicklung Abwehrmechanismen gegen Varroa destructor ausbildete, fehlen diese bei unserer heimischen Honigbiene. Ohne die Pflege der Imker gäbe es in Europa vermutlich keine Honigbienen mehr.

Die Honigbiene benötigt also wegen der Aktivitäten des Menschen den Menschen, also den Imker, um überleben zu können! Zum Erhalt unserer Natur bedarf es also nicht nur Honigbienen, sondern auch Menschen, die bereit sind, Bienen zu pflegen. Daher ist die Beschäftigung mit unseren Honigbienen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung, die uns allen nutzt. Schützen Sie die Bienen und werden Sie Imkerin oder Imker!

Nicht jeder Mensch kann und möchte Honigbienen halten. Aber es gibt viele andere Möglichkeiten, das Überleben unserer Honigbienen und anderer Insekten zu sichern:

Bepflanzen Sie Ihren Garten mit vielen ungefüllt blühenden Insektennährpflanzen.

Straßenränder, Hecken, Parks und öffentliche Anlagen können mit Bäumen, Sträuchern und Stauden (z.B. Saalweiden und Winterlinden) bepflanzt werden, die als Nahrungsgrundlage für Insekten dienen.

Landwirte können stillgelegte Flächen und Brachen mit Trachtpflanzen (Kleearten, Phazelia usw.) bestellen.

Bienengefährliche Spritz- oder Stäubmittel dürfen nicht in blühende Kulturen ausgebracht werden.

Imkern können Standplätze mit guter Bienenweide für ihre Völker zur Verfügung gestellt werden.

Helfen Sie bitte mit, unseren Kindern und Enkeln eine intakte Umwelt zu erhalten!